XI. Dienstzeit (ebenfalls als stipendium bezeichnet)

 

   Mitte des 1.Jh. wurde die Dienstzeit für Legionäre auf 25 Jahre festgelegt. ‚Schon’ nach 20 Jahren bekamen sie ihre honesta missio („ehrenhafte Entlassung“), ihr Sparguthaben (depositum) und ihre Entlassungsprämie (praemia militiae). Diese veterani wurden aber nicht komplett aus dem Militärbetrieb entlassen, sondern mussten noch weitere 5 Jahre weiterdienen, bis sie dann endgültig entlassen wurden. Hochrechnungen basierend auf den erhaltenen Grabinschriften mit Dienstzeit haben ergeben, dass selbst in ruhigen Zeiten nur etwa jeder Dritte Legionär seine endgültige Entlassung erlebte. Da die meisten Soldaten bei Eintritt in die Armee noch keine 20 Jahre alt waren, war ein Legionär bei seiner Entlassung etwa Mitte 40. 

   Da Entlassungen nur jedes zweite Jahr vorgenommen wurden, blieb etwa die Hälfte der Legionäre 26 Jahre lang im Dienst. Septimius Severus führte die jährliche Entlassung ein, aber dafür hatten jetzt alle Legionäre eine Dienstzeit von 26 Jahren. Mitte des 3.Jh. war die 26-jährige Dienstzeit noch in Gebrauch, aber da das Reich von einer endlosen Kette an Kriegen, Bürgerkriegen und Aufständen geschüttelt wurde, schob man die Entlassungen immer wieder hinaus. Dienstzeiten von über drei Jahrzehnten sind belegt.

   Bei der Entlassungsprämie handelte es sich um eine für einfache Leute stolze Summe in Höhe von 10 oder 12 Jahresgehältern,  zu der noch das Sparguthaben (s.o.) des jeweiligen Legionärs kam! Früher hatte man Veteranen mit einer Landparzelle abgefunden, aber nach über zwei Jahrzehnten Militärdienst kamen viele nicht mit ihrer neuen Rolle als Bauer zurecht. Manchen Veteranen teilten korrupte Elemente in der Verwaltung auch ‚Landparzellen’ zu, die aus einem Stück Sumpf oder Felsgelände bestanden. Eine Bargeld-summe war zuverlässiger und bot vielfältigere Möglichkeiten.      

   Zahlreiche Veteranen siedelten sich bei ihren alten Einheiten an, wo sie nicht nur ihre Familien hatten, sondern auch ihre soziale Bezugsgruppe. Wer in seiner Dienstzeit handwerkliche oder finanzielle Kenntnisse gesammelt hatte, konnte sich mit der Entlassungs-prämie beruflich selbständig machen, und an den großen Militärstandorten gab es immer Bedarf für Spezialisten. Durch die Veteranenansiedlung stiegen der allgemeine Wohlstand und die Wirtschaftskraft der Grenzorte. Gleichzeitig wurden sie dadurch aber auch zu einer verlockenden Beute für Angreifer aus der Außenwelt.

 

   Alternativ konnten sich Veteranen auch neu verpflichten. Diese evocati waren für ihre Erfahrung geschätzt und bekamen (meist) automatisch eine Beförderung, z.B. zum Centurio.

   Im 3.Jh. bekamen Veteranen als Zusatzbelohnung noch eine soziale Erhöhung in die Schicht der honestiores, was ihnen rechtliche Privilegien brachte, und sie vor entehrenden Strafen schützte (Auspeitschen, Zwangsarbeit, Kreuzigung, etc.).

   Neben der honesta missio gab es auch die missio ignominiosa („unehrenhafte Entlassung“) – in diesem Fall wurde das Entlassungsgeld einbehalten. Wer durch Krankheiten oder Unfälle aus dem Militärdienst ausscheiden musste, bekam wenigstens die missio causaria („begründete Entlassung“). In diesem Fall wurde noch ein Teil der Gelder als eine Art Dienstunfähigkeitsentschädigung ausbezahlt.

   Die ehrenhafte Entlassung wurde oft stolz auf Grabsteinen angegeben:

 

M(arcus) Ivveni(us) [...]io vet(eranus) ex signif(ero) leg(ionis) III It(alicae) m(issus) h(onesta) m(issione) (CIL III 5956 – 3.Jh. ? Grabinschrift Regensburg Dachauplatz)

Marcus Iuvenius […]io, Veteran, ehem. Feldzeichenträger der Leg III Ital, ehrenvoll entlassen. (es folgt eine Widmung für die Familie)

 

Florian Himmler